Mittwoch, 31. Oktober 2012

Schoene Ernte:
Die kuenftigen Traeger des Projektes

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Waehrend sieben Wochen gemeinsamen Lebens im Kloster hatten unsere acht Kandidaten ausgiebig Gelegenheit, viele Faeden zu knuepfen und die grossen Ziele der Ausbildung intensiv anzustreben. Ziele, die zu erreichen unentbehrlich sind, wenn es darum geht, Menschen in den vielfaeltigsten Verstrickheiten des Lebens im Umfeld von Spitaelern, Heimen, Gefaengnissen und Kirchgemeinden anzusprechen und zu begleiten. Mit dem Initianten des Projektes Pfarrer Alfred Mbuta




bilden sie nun eine neue, tuechtige Mannschaft, die entschlossen ist, die Visionen dieser Ausbildung weiter zu verbreiten. Visionen, die sie selber als grundlegend fuer ihr Leben erkannt haben. Wir stellen, Ihnen unsere Equipe kurz vor, alle Pfarrer oder Priester:

Benoît Kitenge, 54 jaehrig
Figur eines Propheten, Gruender einer neuen Kirche im Rahmen der Eglise du Christ du Congo, zur Zeit Praesident des Kirchenrates seiner Kirche, auf Entdeckungsreisen, wie er das Ratschlagen aufgeben kann, um die Quellen der Kommunikation in seinem Gegenueber zu finden.

Bylord Ilanga, 46 jaehrig

Temperament und Profil eines Kirchenverantwortlichen, reiche Erfahrung als Pionier-missionar an den verstecktesten Orten im Innern des Landes. Voll Eifer, seine Schwaechen als Staerken zu entdecken

Cyrille Ikomba,44 jaehrig
Priester, ein humorvoller Mann, faehig, ueber sich und mit andern herzlich zu lachen. Auf Entdeckung seines eigenen Spielraumes, nachdem er veraltete und einengende Strukturen hinter sich gelassen hat. Aufmerksam auf die neu gefundenen Moeglichkeiten in seinem Innern

Dido Makila, 52 jaehrig

Er setzt in die Praxis um, was er gelernt hat. Er hat neue Kompetenzen gefunden, die er im Rahmen seiner Partnerschaft (seine Frau war Teilnehmerin des cpt-Kurses) und im Rahmen seiner Kirchgemeinde mit Nachdruck umgesetzt und verwirklicht hat

Grégoire Ntobo, 46 jaehrig

Ein gewiefter Koordinator, zart und aufmerksam zugleich, bereit in vielen Belangen andern dienstbar zu sein. Er verfuegt ueber die Faehigkeit, im rechten Moment am rechten Ort zu sein. Die Faehigkeit zu entscheiden und auch Risiken auf sich zu nehmen, zeichnen ihn aus, er macht ueberwaeltigende Erfahrungen

Joel Kivuna, 38 jaehrig
Der juengste der Gruppe, von kleinem Wuchs, aber begabt mit einer kraftvollen und sonoren Stimme.Seine tiefen Einsichten in die Ziele und Absichten der Ausbildung ermoeglichen ihm ueberraschende Praesenz und Handlungsfaehigkeit, er hoert gut und unterscheidet genau!

Samuel Aluta, 57 jaehrig
sieht nach einem richtigen Herr Pfarrer aus, Praesident seiner Kirche in einer der grossen Provinzen des Landes. Er haelt sich nicht fuer zu gut, wieder Suchender und Lernender zu sein. Zartheit und Bescheidenheit und eine ueberreiche Geduld zeichnen ihn aus. Er setzt sich aus in Beziehungen und uebernimmt Verantwortung

Tsongo Kasereka, 54 jaehrig
Er stammt aus dem gepeinigten Osten des Landes. Er ist seit vielen Jahren Spitalseelsorger. Vor Jahren schon hat er eine Ausbildung fuer sich in Anspruch genommen. Davon ist er heute nicht mehr ueberzeugt, er ist intensiv damit beschaeftigt, Neues zu versuchen und Bestehendes zu veraendern

Im Zeitraum Juni 2013 und Maerz 2014 hoffen wie vier weitere cpt-Kurse in Goma, Kisangani und Kinshasa durchfuehren zu koennen. In jedem dieser Kurse werden zwei dieser Kursleiterkandidaten mit einem anerkannten Kursleiter an der Arbeit sein.




Hier einige ihrer pointierten Aussagen im Rahmen des Austausches am Kursende:

  • In meinen Gespraechen werde ich kuenftig viel mehr in der Stille verharren, genau zuhoeren, auf mich und mein Gegenueber achten Nur im Rahmen dieser Ausbildung hier bin ich selber Gegenstand meines Lernens. Das gehoert jetzt zu mir « ja, ich kann auch! ». Das ist ueberwaeltigend.
  • In der Kirche sind wir damit zufrieden, die Dinge von aussen anzuschauen. Doch hier ist der Blick auf mein Inneres gerichtet, auf meine inneren Zustaende und auf meinen Gespraechspartner, so kann ich andere begleiten.
  • Das eigene Erlebnis kommt vor der Theorie. Ich lerne besser, wenn ich von meinem Versagen ausgehe, meine Bruchstellen werden sehr wichtig. Aller falscher Stolz ist weggebrochen, ich fange bei Null an. Wer neu dazu kommt, ist davon erst verwirrt. Doch die Verwirrung stachelt erst recht zum Lernen an!
  • Wenn mir etwas misslungen, habt ihr mir hier geholfen, indem ihr meine Schwaechen beim Namen genannt habt. Auf diese Weise wurden meine Bruchstuecke wertvoll und ich spuere, wie ich heute diese Faehigkeit einsetzen kann!
  • Ich hatte Zweifel, sogar viele. Mich vor andern riskieren? Dann habe ich meine Entdeckung gemacht, die mich traegt: es ist ein Dreieck: das Vertrauen in mich selbst, in Gott und in die andern.
  • Auf diesem Lernweg habe ich gelernt zu schwimmen, das geht weit ueber Behauptungen hinaus!
  • Fuer mich selber verantwortlich sein geht Hand in Hand mit der Aufmerksamkeit fuer andere.
  • Das Feld ist weit, es reicht nicht zu kopieren. Die Praxis erfordert neue Faehigkeiten meinerseits. Heute nehme ich das Risiko selber zu verhandeln, ich gehe damit ueber die Schwaeche hinaus, bloss einer Autoritaet zu gehorchen. Zudem sind wie hier zu Bruedern geworden.
  • Die cpt-Arbeit bringt mich zu mir selber zureuck! Und ich kann mich oeffnen!
  • Das Zulassen unserer verschiedenen Schockerlebnisse haben uns einander naeher gebracht.
  • Ich selber bin zu meinem wichtigsten didaktischen Material geworden. Heute kann ich hinstehen.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Grâce – das heisst ja Dank und Gnade!

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Grâce – das heisst ja Dank und Gnade!



Grâce,so heisst ein siebzehnjaehriges Maedchen, das derzeit in der Universitaetsklinik Kinshasa hospitalisiert ist. Von ihr will ich berichten, denn ihr Name sagt so viel ueber ihr Leben, dass es gut ist davon zu schreiben. Das Veroeffentlichen ihrer Geschichte und ihrer Bilder ist zudem ihr ausdruecklicher Wunsch.

Wie G., einer unserer Kursteilnehmer, Grâce zum ersten Mal besucht, ist er entsetzt einen entstellten Menschen vor sich zu haben. G. hatte den Entscheid auf einer Abteilung plastischer Chirurgie zu arbeiten nach einem inneren Kampf mit sich gefaellt, er wollte dahin gehen. Er war gefasst und dennoch ist er schockiert! Denn, Grâce sieht schrecklich aus, ihr Gesicht ist fast doppelt so lange als ein gesundes, der ganze Unterkiefer ist geschwollen, der Mund geoeffnet, die untere Zahnreihe ist weg. Gepeinigt liegt sie im Bett. Sie kann sprechen und erzaehlen!

Bereits als elfjaehrige hatte Grâce eine Entzuendung im Unterkiefer, zweimal wurde versucht chirurgisch zu intervenieren, aber ohne Erfolg. Im Gegenteil Blutungen traten auf und verunmoeglichten weitere Massnahmen. So ist der ganze Unterkiefer von Jahr zu Jahr mehr aufgeschwollen und deformiert.

Der aktuelle Befund, dass man hier nichts fuer Grâce tun kann, ist niederschmetternd. In der hiesigen Klinik ist man nicht in der Lage, eine weitere Operation durchzufuehren. Grâce ist verzweifelt und weint Tage und Naechte, denn sie ahnt, dass dies so viel wie ein Todesurteil bedeutet, wenn die Uniklinik der Hauptstadt einen Eingriff nicht durchfuehren kann!

G. hatte wenige Tage vor unserem Kursbeginn den Besuch eines Bekannten, der in grosser Bewegung von der Heilung seiner Frau berichtete, die – wie Grâce – unter einem stark aufgeschwollenen Unterkiefer gelitten hatte. Diese hatte Heilung finden koennen durch einen Eingriff in einer italienischen Klinik! Und nun vor G. Grâce mit einer gleichen Diagnose! Er kann nicht anders als Grâce davon zu erzaehlen. Dann erzaehlt ihm Grâce von den Bemuehungen ihrer Grossmutter, sie in eine Spezialklinik nach Mailand zu bringen! Und schliesslich trifft die gute Nachricht ein, dass eine Gruppe von Angestellten der italienischen Botschaft in der Klinik waren, den Fall von Grâce abklaeren konnten, um mitzuteilen, dass das Visum erteilt ist!!

Seither sind 7 Wochen vergangen. Warten ist jetzt das grosse Thema, verfuegt doch niemand in Grâce 's Familie ueber so viel Geld, dass ein Flug nach Mailand bezahlt werden kann. Wird die Grossmutter das Geld (mehrere tausend Sfr.) zusammenbringen?? G. ist da, regelmaessig spricht mit Grâce. Er sagt ihr: Du bist schoen, Grâce! Und er sagt es immer wieder, um das Feuer der Erwartung und Hoffnung in ihr zu staerken: eines Tages darf sie ohne Entstellung wieder schoen und gesund sein!

Sonntag, 28. Oktober 2012

Ein Festtag mit der Anerkennung von Alfred Mbuta als Supervisor-Kursleiter

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Um mehr zu erfahren die Maus ueber die Bilder bewegen... Ein grosses Fest: Frauenchoere, Presse und Fernsehen waren praesent!
Ein grosser Schritt ist gelungen! Am 24.September konnte Pfarrer Alfred Mbuta als erster Supervisor cpt anerkannt werden. Dies nach seiner zweiten Co-leitung eines 5-woechigen Kurses.

Am Vormittag erschien Pfarrer Alfred Mbuta – er ist zugleich Initiant des Projektes cpt-Congo – zu seinem Pruefungs- und Anerkennungsgespraech als Kursleiter. Dies nach anstrengenden 5 Wochen Kursleitung und Kursverantwortung, was die aeusseren Aspekte des Kurses betrifft.



Das Gespraech fand mit den beiden Schweizer Kursleitern und dem Psychologen und Psychothera-peuten André Masiala ma solo statt. André Masiala hatte die Aufgabe uebernommen, die Begleitsupervision zu gewaehrleisten. Am Schluss eines anregenden und befriedigenden Gespraechs konnte feierlich die Anerkennung ausgesprochen werden!
Am Nachmittag kam ein grosses Fest in Gang, dem zwischen 150 und 200 Gaeste beiwohnten. Sie fanden in der Kapelle des nationalen Kirchensitzes kaum genuegend Platz. Anwesend waren die Frauenchoere der Gemeinde von Pfarrer Alfred Mbuta und beschworen eine begeisterte, zeitweise ohrenbetaeubende Stimmung im Raum. Presse und Fernsehen waren praesent, um das Ereignis in den grossen Sendern zu platzieren. Die beiden gewichtigen Persoenlichkeiten Mgr Ngoyi, Rektor der Universitaet und Mgr Mbaya, Praesident de nationalen Synode, ueberbrachten Grussbotschaften und unterstrichen die Bedeutung dieser ersten Anerkennung fuer den Congo. Gleichzeitig erhielten 16 Kursabsolventen die Bestaetigung ihrer Teilnahme.

Pfarrer Mbuta, seine Gattin und einige gewichtigen Persoenlichkeiten.
Mit der Anerkennung des ersten congolesischen Kursleiters oeffnet sich ein neues, weites Feld. Es geht um die Ausbildung einer ganzen ersten Equipe vun juengeren Kursleitern. Diese bildet fortan gleichzeitig die Traegerschaft fuer das ganze Projekt. Am Folgetag traten dann 7 Pfarrer und ein Priester in ein anschliessendes Methodiktraining ein. Nach dem Besuch von zwei Grundkursen und einem Methodiktraining koennen sie ihre Ausbildung zu Kursleitern-Supervisoren antreten..

Die anerkannten Kursleiter
Im Hintergrund denken wir an diese unzaehligen Menschen, die in den hiesigen Spitaelern viel Abweisung und Haerte erfahren, denken daran, wie schoen es werden wird, wenn sie eine angemessene menschliche und soziale Begleitung erhalten werden! Wir denken an die Spitaeler, die durch die Mitarbeit eines Spitalseelsorgers eine neue Dimension der Hilfe und der Kompetenz bekommen. Und wir denken auch an die zahlreichen Gemeindepfarrer, die an ihrem Ort geschuetzte Staetten der Begegnung schaffen werden, weil sie von andern darin unterstuetzt werden, eine Arbeit aufzubauen, die dem Wohlbefinden der Menschen dient.

Samstag, 27. Oktober 2012

Die CPT-Ausbildung in der Rueckschau unserer Teilnehmer:
Eine Befragung der Teilnehmer 2011 nach einem Jahr

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Bei Rueckblick « was brachte mir ein Jahr CPT? fallen in den vorliegenden Texten die sehr zahl-reichen Aspekte der Veraenderung auf. Am deutlichsten steht im Vordergrund die neue Haltung gegenueber andern Menschen, der fast schroffe Wechsel von einer selbstsicheren, wissenden Seelsorge zu einer Haltung, die das Menschliche wertschaetzt, aufnimmt und liebevoll begleitet. Immer wieder wird betont, was andere Menschen und besonders Menschen in einer Notlage brauchen: Verstaendnis, Einfuehlsamkeit, Wertschaetzung und Klaerung der eigenen Lage. Die nicht direktive Haltung der CPT-Tradition hat dafuer einen Grundstein gesetzt. « Ich habe gelernt, nicht mehr zu dominieren » und der Weg dazu fuehrt ueber das Vertrautwerden mit den eigenen Schattenseiten, Schwaechen und Untugenden.

Die vielen Passagen, die von neuer Ich-Staerke reden, klingen hell und ermutigend. Es ist eine Freude zu bemerken, wieviel neues Wohlbefinden aufgekommen seit den Entdeckungen eigener Kraft, eigener Moeglichkeiten, eigener Klarheit. Viele schreiben von einer breiten Entfaltung ihrer Gefuehle, Gedanken, Visionen und Konzepte. Das Begleitet-sein in einer Supervision wird als Grundlage fuer jedes eigene Begleiten erlebt.

Viel Entdeckerfreude herrscht auch beim Blick auf die naechste und weitere Umgebung. So etwa beim Erwaegen der vielen Chancen, die sich ergeben durch Seelsorgedienste in den Spitaelern, nicht nur direkt mit den Kranken, sondern auch mit allen andern Gesundheitsdiensten dieses Bereichs. Viele hoffen auf eine neue Qualitaet des Lebens und des Umgangs untereinander in einer Kirchgemeinde! Denn, so in einem Text zu lesen, « Achtsamkeit veraendert das Ich-bewusstsein ». Menschen fuehlen sich in einer Gemeinschaft weniger allein gelassen, weil sie aneinander einen neuen Halt gefunden haben.

Auch die Langzeitfolgen fuer das ganze Land werden unterstrichen: « Unser Land ist krank, wir brauchen Menschen mit den Qualitaeten von Kraft und Verlaesslichkeit ». In aehnlicher Weise hat kuerzlich ein neues Programm der Regierung gestartet unter dem Namen « la nouvelle citoyenneté ». Der Congo ist ein Land mit einer riesigen Sehnsucht nach Besserung.

In allen Berichten kommt ein herzlicher Dank denjenigen gegenueber zum Ausdruck, die den Aufbau dieser Ausbildung im Congo RDC durch ihre Spenden und Legaten ermoeglicht haben. Das Nachdenken ueber die Erschliessung von Geldquellen, um unserer Sache zur Breitenwirkung zu verhelfen webt nun intensiv in den Gedanken und Herzen unserer Teilnehmer, den sie haben angefangen, an ihre eigenen Moeglichkeiten zu glauben. Ihre Visionen gehen weit: ueber den Gesundheits- und Gemeindesektor hinaus in Gefaengnisse, Schulen, Sozialdienste.

Freitag, 26. Oktober 2012

Ein erster Augenschein in der Uniklinik Kinshasa

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Liebe Leserinnen und Leser unseres blogs,



Die Uniklinik von Kinshasa im Gegensatz zu den bisher erlebten Spitälern macht den Eindruck eines gut geführten Hauses: überall sind Pflegende an der Arbeit; die Zimmer sind sauber und aufgeräumt, auf den Betten sitzen und liegen Kranke, Angehörige sind dabei Essen zu verteilen, ärzte sind überall anzutreffen.In andern Häusern wurden wir dahingehend aufgeklärt, die meisten ärzte würden die erhaltenen Mitteln dem Spital entziehen; indem sie eigene Privatkliniken errichteten. Was immer daran stimmen mag; die Uniklinik macht uns einen erfreulichen Eindruck.


Freitag letzte Woche: wir hatten ärzte, leitende Pfleger und Schwestern sowie den Leiter der Verwaltung zu einem informativen Treffen in die Kapelle eingeladen, um unsere Kursteilnehmer vorzustellen und Vorgehen und Absicht zu erklären. Mit Verspätung erschien nur der Verantwortliche für öffentlichkeitsarbeit! Frustiert bemühten wir uns; ihn zu informieren, immerhin hörte er uns genau zu und bot uns danach eine höchst informative Führung durch das Haus! Er brachte uns mit den Verantwortlichen der zahlreichen Abteilungen zusammen und in kurzer Zeit hatten wir einen tiefen Einblick in alle offenen Abteilungen. Das Leid in seinen vielen Gesichtern erschütterte uns.
Andrerseits hatten wir nun den Zugang zu den Kranken gefunden und unsere Teilnehmer wussten Bescheid über ihren Einsatz.


Am Montag dieser Woche endlich ein Besuch bei der ärztlichen Direktorin der Klinik: Sie empfängt uns sehr kühl, will von allem nichts wissen und heischt nur nach Papieren. Tatsächlich war unser Gesuch bei der Direktion eingetroffen; die Bewilligung war ausdrücklich mündlich erfolgt; sie lehnt immer noch ab! Wir brauchen viel Geduld. Denn es gilt, ihr ganz negatives Bild von laut betenden und gestikulierenden Predigern der Erweckungsgemeinden abzubaün. Diese hindern die Pflegenden sehr oft an ihrer Arbeit! Langsam können wir die aufgebrachte Frau überzeugen, dass wir einen andern Weg gehen wollen; ein erstes Lächeln kommt über ihr Gesicht. Schliesslich begleitet sie uns freundlich bis zum Spitalausgang!


In der Zwischenzeit wurde einer unserer Teilnehmer in der Kinderabteilung vom dortigen Chefpfleger unsanft von der Stelle verwiesen: ein heftiges Hin und Her entsteht, erst das Machtwort des pediatrischen Chefarztes schafft Ruhe. Dieser hatte nun begriffen; dass wir eine ernsthafte Sache vertreten, die dem Wohl der Menschen dient und nicht dem Ansehen eines Wundertäters! Uff, wir sind erleichtert nach diesen Hürden! Schliesslich hören wir noch Sätze wie «Ihr macht ja eine ähnliche Arbeit wie wir! »: Und die Direktorin stellt uns schlussendlich die Frage; warum wir diese Arbeit nicht schon lange angefangen hätten?!




Alles Gute, herzlich grüsst Klaus Völlmin

Zu den Fotos: Der sandige Weg zum Kloster / Das schöne Kloster, wo die Einführung zum Kurs stattgefunden hat / Saubere Gänge in der Uniklinik / Bei der Visite der Uniklinik / Nach dem Rundgang

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Ausbildung von Spitalpfarrern im Congo - Clinical pastoral training (cpt) Projekt im Congo RDC 2010 – 2015

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Eine angemessene Begleitung für die Kranken in den Spitälern des Congo RDC!

Die 500 Spitäler im Congo beherbergen die allerärmsten Menschen im Lande. Die Pflegedienste leisten das ihnen Mögliche.
Doch sind viel zu wenig qualifizierte Menschen da, die imstande sind eine angemessene menschliche und spirituelle Hilfe zu gewährleisten. Die hier aufgegleiste Weiterbildung für Spitalseelsorger und Supervisoren trägt entscheidend zum Aufbau von Hilfs- und Begleitgruppen bei.
  1. wie es dazu kam? die Verantwortlichen
  2. was ist cpt?
  3. die Pfarrer im Congo
  4. die Arbeitsweise des cpt
  5. Kontakte zu den einheimischen Kirchen
  6. Planungen 2012 – 2015
  7. Finanzen
1. Wie es dazu kam! Die Verantwortlichen
Im Jahre 2009 suchte der Verantwortliche für die Pfarrerweiterbildung der ECC, Eglise du Christ du Congo, Pfarrer Alfred Mbuta die Schweiz auf, um für die Kolleginnen und Kollegen seines Landes Möglichkeiten zur Weiterbildung zu suchen. So kam zu Jean-Claude Schwab, Pfarrer und cpt-Supervisor die Anfrage der Durchführung eines 6-Wochen cpt-Kurses im Congo. Zusammen mit Klaus Völlmin, Pfarrer und Supervisor cpt konnte im Herbst 2010 im Hôpital Général von Kinshasa der erste 6-Wochen cpt-Kurs angeboten werden. 10 Teilnehmende, 8 Kollegen und 2 Kolleginnen (aus der ECC und der Kimbanguistenkirche) konnten eine erste Erfahrung machen.

Das gute Echo, das uns auf diese Arbeit erreichte, ermutigte uns für 2011 ein zweites Mal aktiv zu werden. Mit der Unterstützung von Pfarrer Alfred Mbuta als Coleiter – er konnte in der Zwischenzeit einen weiteren Kurs im Universitätsspital in Lausanne besuchen – konnten wir 16 Teilnehmende aufnehmen. Diesmal war glücklicherweise auch eine grössere Zahl Teilnehmer aus dem Ostteil des Landes sowie ein Teilnehmer der katholischen Kirche anwesend, meistens Leute in regional verantwortlichen Stellen. Das verstärkt positive Echo dieser zweiten Erfahrung führte uns zum Entschluss, die angefangene Arbeit weiterzuführen und nun ganz ernsthaft an den Aufbau der weiteren cpt-Arbeit im Congo zu denken.

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2. was ist cpt? (Clinical Pastoral Training)
Clinical Pastoral Training ist eine speziell für Pfarrer und Kirchliche Mitarbeiter konzipierte Weiter-bildung, die der Begegnung mit andern Menschen hohe Aufmerksamkeit entgegenbringt. Der Gründer dieser Bewegung Anton Boisen litt selber unter Schüben von Depression. Bei seinen Klinikaufenthalten musste er realisieren, wie seine Kollegen (Pfarrer, Spitalseelsorger) in völliger Missachtung der Situation der Patienten agierten. Aus diesem Schmerz heraus entwarf er mit seinem befreundeten Arzt Richard Cabot die Idee einer klinischen Ausbildung für Theologen (daher der Name). Die Grundidee war, dass ein kirchlicher Mitarbeiter lernt, in grosser Achtsamkeit für die Kranken in eine Begegnung zu gehen Aus diesem Bemühen heraus ist die mittlerweile weltweit verbreitete Bewegung des cpt (in der Schweiz „Seelsorgeausbildung für Gemeinde und Klinik cpt“ genannt) entstanden. Sie ist für alle Arbeit von Theologen in Kliniken, Heimen, Gefängnissen und Kirchgemeinden im heutigen Kontext nicht mehr wegzudenken.

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3 die Pfarrer im Congo
Die Begegnungen zwischen Patienten und Spitalpfarrern verlaufen bis heute nach einem bestimmten Schema (Eingangsfrage: Wie geht es?/Gebet/Schriftlesung/Gebet/Segen) ohne den jeweils besonderen Menschen wirklich im Blickfeld zu haben. Da die Hospitalisierten im Congo nicht vom Spital, sondern von der eigenen Familie verpflegt werden, kommt den Spitalpfarrern eine wichtige Bedeutung durch den Aufbau von Hilfsequipen zur Verpflegung der Ärmsten zu. Aufbau und Leitung von Hilfsgruppen ist eine Sache, die gelernt und verstanden sein muss. Auch dafür wird in der cpt-Ausbildung viel aufgewendet. Die Belastung ist für unsere Spitalkollegen auch materiell sehr gross, weil die Kirchen ihre Spitalpfarrer finanziell nicht entlöhnen!
Das Reflektieren dieser Notsituation findet im cpt auch seinen Platz. Für unsere Kursteilnehmer war es wichtig für einmal auch in der Öffentlichkeit mit ihren Problemen deutlich wahrgenommen zu werden.

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4. die Arbeitsweise des cpt
Die kleine Zahl der Teilnehmenden in einem Kurs bei drei Leitenden weist auf die besondere Arbeitsstruktur des cpt hin: die Arbeit in Kleingruppen nimmt die meiste Zeit in Anspruch und erlaubt auf diese Weise ein intensives Eingehen auf die Einzelnen und auf die von ihnen schriftlich und mündlich eingebrachten Begegnungen im Spital. Die Kleingruppe erlaubt in glücklicher Weise ein sehr persönliches und direktes Einflussnehmen. Das ist besonders dort wichtig, wo es gilt, dass ein Teilnehmer seine Haltung ändert, um gefühlvoll auf andere Menschen zu reagieren.

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5 Kontakte zu den einheimischen Kirchen
Die beiden Aufenthalte ermöglichte den beiden Leitern die Kontaktnahme mit einer Reihe von Verantwortlichen in allen drei grossen Kirchen (reformiert, katholisch, kimbanguistisch), dies immer in der Hoffnung, die Sache der Weiterbildung darlegen zu können. Es galt den Verantwortlichen die Bedeutung eines neuen Zugangs zu Kranken und leidenden Menschen zu zeigen, einen Zugang, der nicht in der Verkündigung sondern im Hören besteht. Und auch, um ideelle, logistische und finanzielle Unterstützung zu finden. Erste Schritte in der Schaffung eines eigenen cpt-Weiterbildungsgremium und die Anbindung an die Universität konnten sie ebenfalls bewerkstelligen.

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6. Planungen 2012 – 2015
Das vorgerückte Alter der beiden Kursleiter (beide Jahrgang 1942) liess uns nicht aus den Augen verlieren, dass wir sehr
bewusst auf das Selbständigwerden der cpt-Ausbildung im Congo zu achten haben! Es scheint entscheidend, dass diese Arbeit in den nächsten Jahren ganz in congolesische Hände übergeht. Diesem Ziel diente bereits die Funktion von Kollege Alfred Mbuta als Coleiter. Doch genauso wichtig ist die Ausbildung weiterer Leiter und das Angebot von Kursplätzen für die grosse Zahl von congolesischen Pfarrerinnen und Pfarrern (bei einer Bevölkerung von 60 Mio, von denen mehr als 80% Christen sind).

2012:
- ein dritter 6-Wochenkurs mit der bisherigen Dreierleitung für 18 Teilnehmende
- Methodiktraining für ca. 7 – 10 bisherige Teilnehmende, die bereit sind das Handwerk der Supervision und der Kursleitung zu erlernen.

2013
- ein vierter Kurs in Kinshasa (Hauptstadt) für 10 Teilnehmende
- ein fünfter Kurs in Kisangani (im Urwaldgebiet) für 10 Teilnehmende
- ein sechster Kurs in Goma (im Gebiet der grossen Seen) für 10 Teilnehmende
Die tiefere Zahl der Kursteilnehmenden ermöglicht es jeweils zwei Kursleitern mitzuwirken.
2014
- ein siebter Kurs wie oben
- ein achter Kurs wie oben
- ein neunter Kurs wie oben

Ende 2014 sollte es möglich werden, sechs angehende Kursleiter definitif zu anerkennen. Auf diese Weise wäre eine tragfähige Grundlage für den Ausbau dieser Arbeit im Congo gegeben.

2015
Fortsetzung wie in den beiden vorhergehenden Jahren

Auf diese Weise könnten auf Ende 2015 bis zu 10 einheimische Supervisoren (Kursleiter) zu ihrem Abschluss kommen, um dann in eigener Verantwortung die Kursarbeit zu führen.

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7. Finanzen
Bis Ende 2011 standen dem Projekt zwei Stiftungen und eine Reihe von Kirchgemeinden und Privatpersonen mit ihrer finanziellen Unterstützung zur Verfügung. Nun wurde die eine Stiftung auf Ende 2011 aufgelöst, die andere Stiftung möchte sich auf inländische Projekte beschränken und limitiert ihre weitere Unterstützung. Damit ist unser Unternehmen auf andere Hilfe angewiesen.

Unsere Bitte um finanzielle Unterstützung richtet sich an Private, Stiftungen, Kirchgemeinden und grössere Hilfsorganisationen.





Konkrete Kosten:
ein 6-Wochenkurs mit 18 Teilnehmern und 3 Leitenden kostet CHfr.25`000.-
ein Methodikkurs für angehende Kursleiter CHfr.6`500.-

In diesem Betrag sind Reisespesen der Leiter, Beherbergung und Verpflegung der Teilnehmenden und Leiter, sowie Transportkosten vor Ort inbegriffen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Kurs als Ganzer nicht im Rahmen eines Spital durchgeführt werden kann, da die lokalen öffentlichen Verkehrsmittel viel zu unsicher funktionieren. Durch die Beherbergung in einem Bildungshaus fallen höhere Kosten an.