Samstag, 23. November 2013

Unsere zweite Kurswoche

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auf dem Areal des Guesthouse

Mindestens zwei Höhepunkte erfreuen uns in dieser Woche. So fällt es mir leicht zu berichten! Wir feiern einen festlichen Abend, der jedem von Teilnehmern und Leitern die Gelegenheit gibt, zu berichten. Ich berichte von den Anfängen einer Kultur in der Schweiz mit der Herstellung von Hartkäse und der Rinderzucht. Andere singen Lieder und leiten uns an zu einem Tanz der Elfenbeinküste und Camerun. Die meisten wollen am liebsten nochmals unterstreichen, wie sehr sie froh und dankbar sind für diese Gelegenheit, sich weiterzubilden. Ich kann dabei auch nicht vergessen zu erwähnen, dass dies dank der vielen Spenderinnen und Spender aus der Schweiz möglich geworden ist.

Clément der Militärseelsorger aus der Elfenbeinküste

Bylord, der eine meiner Mitleiter

Blaise, Spitalpfarrer aus Camerun

Georges, Gemeindepfarrer aus Camerun

Nach diesem Festanlass erleben wir zusammen ein Bibliodrama. Ich habe die Geschichte von Maria Magdalena ausgewählt, die Jesus in der Grabhöhle sucht und schliesslich auch findet. Die beiden Themen dieses Textes „den Schmerz leben“ und „an Irrtümern leiden“ laden ein zur Arbeit an uns selber. Es wird sehr eindrücklich und schön, wie alle sich gewinnen lassen und einen Schritt persönlicher Veränderung wagen! Solche Intensität habe ich bei einem Bibliodrama noch selten erlebt! Ich fühle mich sehr beschenkt und bin glücklich! Am Ende der Woche bestätigt mir Marie-Louise, sie lasse sich von jetzt an nicht mehr davon abbringen, die sechs Krankenhäuser ihrer Kirche zu besuchen und dort dafür zu sorgen, dass endlich Spitalseelsorgerinnen und -seelsorger angestellt werden! Dafür muss sie Hunderte Kilometer schlechter Strassenstrecken auf sich nehmen!

Diese Woche berichtet mir einer der jüngeren Männer unserer Gruppe aus seiner Studien-zeit. Welches Leiden kommt mir da entgegen! Er erzählt, wie er sich in seinen fünf Studien-jahren abgequält hat, seinen Hunger zu ertragen. Er hatte kaum je das Geld, sich ein Mittag-essen zu besorgen. Jetzt strahlt er, weil er jeden Tag genügend zu essen hat und er zudem nicht nur mit Wissen aufgeladen wird, sondern auch nach ihm persönlich gefragt ist. -

Gruppenbild

In einem Rollenspiel erfahre ich von einer Studentin, die ihr zweites Examen überra-schenderweise nicht bestanden hat. Zuhause angekommen, zieht sie sich völlig zurück und will ihr Studium nicht mehr weiterführen. Die verzweifelte Mutter ruft den Pfarrer. Dieser findet dann heraus, dass ein Professor die Studentin bewusst durch die Prüfung durchfallen liess, weil er hoffte, sie auf diese Weise zu seiner Frau zu bekommen...

Auf der Ausfallstrasse Kintambo nach Matadi führt seit kurzem ein weisser Bus, eine Buslinie wurde eingerichtet. Sogar Haltestellen sind da...
kv

Sonntag, 17. November 2013

Unser Kurs hat mit acht Teilnehmenden angefangen!

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Ich freue mich über die Feststellung, dass wir unseren sechswöchigen Kurs angefangen haben. Jetzt sind wir bereits am Ende der ersten Woche. Unsere erste Bilanz ist sehr sehr erfreulich. Ich kann erstmals mit zwei einheimischen Co-leitern Grégoire Ntobo und Bylord Ilunga arbeiten! Ich bin über ihr Können, das sich zunehmend entfaltet, in hohem Mass beglückt. Von den acht Teilnehmenden sind 5 Kongolesen, zwei stammen aus Kamerun und ein Teilnehmer aus der Elfenbein-küste. Die weiteren Teilnehmer, die wir aus dem benachbarten Ausland Tschad und Angola erwartet haben, sind leider nicht eingetroffen. Es ist schön zu spüren, dass Kollegen aus dem Ausland mit uns arbeiten. Das ist nun zum ersten Mal der Fall, seit ich in den Congo reise.

Am ersten Kurstag habe ich noch Zeit gefunden, Eintragungen in meinem Tagebuch nachzulesen. Dabei stiess ich auf Notizen, die ich vergessen hatte! Zwei Träume, die ich in den letzten Wochen vor der Abreise geschenkt bekommen habe, tauchten wieder vor mir auf. Im einen der beiden Träume war ich mit Stammesführern verschiedenster Volksgruppen aus dem Congo zusammen und es ging um einen Prozess von Versöhnungsarbeit, der gut vorankam! Im andern Traum ging es um Bienen, die mir ein grosses Geschenk gefertigt aus Wachs, Honig und verschienen Blütenfarben übergaben. Ich war berührt, die beiden Bildern wieder zu entdecken und zu ahnen, dass ich vor Grossem stehe, was mir in dieser Kursarbeit geschenkt werden sollte. Ergriffen und auf liebevolle Weise erinnert sollte ich in diese Arbeit gehen! Da war ja eine rührende Hand in meinen Träumen dabei gewesen. Ich danke Gott dafür!

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden ist unter vierzig, ich freue mich, dass junge Kollegen aufbrechen wollen, um mit sich unterwegs zu sein und für sich und ihre Begegnungen zu lernen. Von den congolesischen Teilnehmenden ist eine eine Frau, die als spät Berufene ins Pfarramt gekommen ist. Da sich schon vieles herumgesprochen hat, ist die Bereitschaft in Neues aufzubrechen viel klarer vorhanden als in den vorangegangenen Jahren. Mit dem Spital Ngaliema ist die Wahl auf eine beliebte staatliche Klinik der Stadt gefallen. Sie steht nicht weit vom Gästehaus der Baptistenkirche, in der unser Kurs stattfindet. Sie ist sehr sauber geführt und besticht durch ihre gute Ordnung. Wir erleben eine ausgedehnte und detailreiche Einführung. Sie erleichtert unseren Kursteilnehmenden die Einarbeit wesentlich. Darüber bin ich froh.

Die Begegnung mit Kinshasa ist für mich persönlich mehr eine grosse Herausforderung, sie fühle ich , wenn ich eine halbe Stunde starkem Verkehr ausgesetzt bin, leichte Atemnot. Die Luft hier ist von äusserst schlechter Qualität. Die meisten Automotoren verbrennen – als Folge des alternden Motorblockes – Oel, die Dieselfahrzeuge sind ebenso schlecht gewartet und verbreiten gefährlichen Staub. Ich bin glücklich in Alfred Mbuta einen Freund zu haben, der aus hohem Umweltbewusstsein heraus in seiner Kirchgemeinde eine Reihe von Umweltinitiativen entwickelt und umgesetzt hat. Die Kirchgemeinden hier sind wichtige Träger solcher Bewegungen, da die Pfarrer als Multiplikatoren neuer Ideen und Massnahmen mitwirken. Kehricht-, Kehrichttrennungs- und Strassendienste gibt es nur dank einer Reihe von NGO's, die sich für deren Verwirklichungen einsetzen.

Kinshasa, kv

Montag, 4. November 2013

Alltägliches





Alltägliches



In Kinshasa ist der Staub allgegenwärtig. Der Boden hier ist reinster feinster Sand. Zum Anbauen von Pflanzen jeder Art nicht nur gut geeignet, sondern sogar von solcher Qualität, dass Gärten keinerlei Dünger benötigen. Das ist beeindruckend und schön! Für die Füsse gibt er eine ausgezeichnete Massage. Leider sind die Strassen meistens mangelhaft asphaltiert oder aufgerissen, dass das Gehen zum Hindernislauf wird. Für uns Europäer ist es kaum nachvollziehbar, dass jeglicher Abfall auf die Strasse geworfen wird bis zu Rasierklingen, dabei springen die Kinder barfuss herum! Sand bedeutet aber auch ums Haus und im Haus alle paar Stunden mit dem Besen unterwegs zu sein...

Wasser ist kostbar und karg. Am Wasserhahn kommt meistens wenig oder nichts, es muss bei einer nächsten Wasserstelle geholt werden. Das heisst dann haushälterisch damit umgehen, damit es reicht für Füsse, Hände und WC-spülung. Zum Zähneputzen kann es nicht benutzt werden, da müssen dann Flaschen her! Wer in der Schweiz würde sich solches antun wollen...hier ist es Alltag!

Alltag ist hier auch, wenn zahlreiche Gäste kommen und ein munteres Gespräch einsetzt...

Strom ist wie Wasser Mangelware. Warum das so ist, ist eigentlich nicht einzusehen. Zwischen Kinshasa und Matadi am Meer liegen ein paar hundert Höhenmeter. Der Strom, der aus einer erweiterten Zahl Wasserkraftwerke am Congofluss gewonnen werden könnte, reichte aus den ganzen afrikanischen Kontinent mit Strom zu versorgen! Doch investieren will niemand so recht...

Freitag, 1. November 2013

Erste Eindrücke

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Erste Eindrücke

Mit einer Verspätung von zweieinhalb Stunden – Behebung einer Flugzeugpanne - treffen wir erschöpft in Kinshasa ein. Freude und Dank überwiegen die Strapazen des 22 Stunden Tages. Um 2 Uhr morgens – nachdem wir auch noch eine Reifenpanne überstanden haben – kommen wir ins Bett. Die Freude des Wiedersehens mit Alfred und Lily und am Folgetag mit einigen Freunden hier ist gross.

Kinshasa zeigt sich kaum anders als in den vergangenen Jahren, daran ändern die neuen Plakate, die Joseph Kabila als „neuen Rais“ vorstellen, nichts. Der congolesische Alltag, wie wir ihn kennen, pulsiert mit seinen vielen Stimmen, hupenden Autofahrern, Abgasen, Rauchschwaden und spazierenden Hühnern. Der Kampf und die Sorge ums Überleben nehmen die Menschen vorallem innerlich in Anspruch. Das ruhige Sitzen hinter dem Verkaufsstand täuscht.

N. einer unserer Kollegen aus der Spitalseelsorge besucht uns. Unser Gespräch kommt schnell in Gang. Plötzlich muss ich ihn fragen: „Wie geht es Dir denn wirklich?“ Die Bewegung auf seinem Gesicht redet zu mir. Als Spitalseelsorger hat er immer noch keinen Lohn und kann nur mühsam mit Nebenjobs für das Schul- und Studiengeld seiner Kinder aufkommen. Dann ist da seine Sorge „wie wird es denn gehen, wenn ich körperlich nicht mehr in der Lage bin zu sorgen..? Immer wieder schäme ich mich, dass ich meinen Kindern keinen Lohn aus meiner Arbeit mitbringen kann!“ Betroffenheit und Wut steigen in mir auf! Nicht nur N.lebt unter Scham und Druck, sondern Millionen andere seines Volkes!

Als Schweizer wüssten wir ja meistens bald, was und wie man es machen müsste. Doch je länger ich mich mit den Menschen dieses Landes beschäftige, werde ich still und betroffen. Es ist nicht weg zu reden, dass das Zehnfache (!) unserer Entwicklungsgelder in der Gegenrichtung aus dem Süden nach Norden zurückfliesst. Dies durch viele versteckte Kanälen, wie Unterzahlung der Rohstoffe, Schmiergeldzahlungen, Rücklagen in unseren Banken usw. Da steigt in mir – diesmal aus ganz anderen Gründen – die Scham hoch.

Albert Schweitzer wollte etwas vom Unrecht der Kolonisten wieder gut machen. Das ist das Einzige, was wir tun können und wollen. So ermutigen wir uns, dem Schwierigen des hiesigen Alltags mit seinen Strom- und Wasserpannen, einem gefährlichen Verkehr und anderen Überraschungen standzuhalten. Ja, wir freuen uns mit den Menschen hier zusammen zu sein und mit ihnen daran zu glauben, dass aus leeren Händen etwas wächst.

Am Samstag, den 2.November besucht Beatrice die Frauen in ihrem Strickprojekt, unser Kurs beginnt dann Freitag nächster Woche.