Donnerstag, 15. August 2013

Kursabschluss in Goma

Freude herrscht...

die Abschlussfeier mit unseren 12 Kursteilnehmern wird zu einem Fest mit mehr als hundert Personen! Vier Chöre und Tanzgruppen sind da! Das sind jetzt die Elemente, in denen unsere congolesischen Freunde sich gerne ausdrücken: Gesang und Tanz!

Nach den Gesängen und Ansprachen erhalten unsere Teilnehmenden feierlich ihre Abschlusspapiere. Sie sind vom Rektor der UPC (Protestantische Universität des Congo) signiert. Das gibt unserer Arbeit noch eine zusätzliche Anerkennung.

Aber auch Enttäuschung...,

denn die meisten Kirchenverantwortlichen, die wir eingeladen hatten, sind nicht präsent. Das ist schade, denn – wie wir mittlerweile wissen – führt der Weg in Afrika nur über persönliche Kontakte. Wir hatten doch gehofft, durch sie weitere Kollegen für die Ausbildung gewinnen zu können.

Die grosse Überraschung!

Am Schluss der Feier melden sich noch die beiden Hauptverantwortlichen der Gehörlosenschule zusammen mit ihren Interpreten. Sie sprechen mich unvermittelt an und bitten mich eindringlich, nicht nur nächstes Jahr wieder zu kommen, sondern auch einen speziellen Kurs für sie vorzusehen. Sie bestehen darauf, auch eine Ausbildung zu bekommen, um ihre Schüler viel gründlicher als bisher zu verstehen, sie in echter Weise spirituell begleiten zu können. Ich bin überwältigt!

Unsere Absolventen ziehen Bilanz:
  • Ich habe gelernt, mit mir selber in einen lebendigen Kontakt zu treten. Wenn ich zu andern Menschen komme, werde ich von als Trost erlebt.
  • Bisher war ich auf die Lösung von Problemen konzentriert, ich teilte gute Worte und Ratschläge aus, jetzt fühle ich, wieviel mehr es wohltuend ist, wenn ich auf den Menschen in seiner besonderen Lage konzentriert bin.
  • Ich konnte jetzt auch meine Schatten- und Schwachseiten liebevoll anschauen und so bin ich für andere hilfreich. Ich habe die innere Freiheit gefunden, Glaubende und (Noch-)Nichtglaubende gleichermassen zu begleiten.
  • Nun bin ich doch schon so lange Pfarrer in einem Spital, doch jetzt bin ich überwältigt von der Erfahrung, dass ich im sorgfältigen Hinhören mein Gegenüber und mich selber entdecke. Die Aerzte sind um die Krankheit bemüht, die Kranken starren auf sich selber, bei meinem Besuch aber betrachten wir den ganzen Menschen und erleben beide eine andere gute Welt...
  • Ich bin Lehrling geworden, eine Suchende und das werde ich bleiben bis ans Lebensende!


Nachtrag

Meine abschliessende Reise von Goma nach Kigali – der Hauptstadt Ruandas – gibt mir Gelegenheit, drei Professoren für praktische Theologie in der Universitätsstadt Butare zu treffen. Einer von ihnen will im nächsten Kurs 2014 in Goma Teilnehmer sein! Da schreibt mir auch ein Kollege aus dem Tschad und möchte sich anmelden für einen Kurs...

Sonntag, 4. August 2013

Besuch im Camp der Umgesiedelten

In der Mitte unseres Kurses – es ist der 17.Juli – beschliessen wir Menschen in einem Camp der Umgesiedelten zu besuchen.
  • Zu Fuss an den Schlund des Vulkans? Dort wo die Grenze zum realen Krieg in greifbarer Nähe ist?
  • Oder einfacher: Die ruandische Stadt Gisenyi besuchen? Dort ist der Grenzübertritt kompliziert!
  • Doch, die Umgesiedelten müssen wir besuchen!.
Es ist einfach so, um eine klare pastorale, seelsorgerliche Arbeit zu leisten, müssen wir die Menschen in ihrer Not, an ihrem Ort aufsuchen! Wir dürfen uns nicht wehren, die Gefühle der Ohnmacht zu erleben. Das Camp von Muganga befindet sich 15 km von Goma entfernt. Die Strasse ist praktikabel, also gehen wir. Zu beachten sind dabei, dass wir den Kommandoposten wegen der Bewilligung aufsuchen, nicht allzu lange bleiben und das Lager vor 15h wieder verlassen.

Der Eingang des Lagers

Die Kursteilnehmer werden empfangen...

Eine grosse Menschenmenge – weitere Flüchtlinge - wartet am Eingang, um eingelassen zu werden. Es herrscht eine erstaunliche Ruhe, ist es Geduld oder Erschöpfung? - Wie wir uns der Hauptbaracke nähern, wird uns bewusst, diese Realität haben wir noch nie erlebt. Beim Aufarbeiten dieser Szene am Folgetag wird deutlich, dass die meisten unserer Gruppe sehr verunsichert waren. Dann erstaunt uns die warmherzige Empfang von Seiten meist behinderter Lagerinsassen. Die Begrüssung ist so herzlich die Umarmungen so echt, dass wir auch eine ganz andere Welt erleben: Freundschaft, Respekt, Liebe! - Jetzt begrüssen uns auch die Lagerverantwortlichen, wir tauschen Nachrichten aus, wir beten füreinander, wir segnen einander und fühlen uns immens beschenkt!

Danach können wir die verschiedenen Zelte besuchen, jedes bietet etwa Platz für 80 Personen. Da sind Zelte für Jugendliche, Frauen, Lagermitarbeiter... jeder von uns setzt sich zu einer Gruppe. Rasch ist die Zeit da, dass wir das Camp wieder verlassen müssen.

Nach dem Verlassen des Lagers suchen wir einen idyllischen Ort in der Nähe des Kivu-sees auf. Es ist die Gelegenheit, dass jeder von uns sich aussprechen kann über das Erlebte. Ja, welcher Kontrast hier Menschen mit nichts ausser den Kleidern und da ein Naturschönheit einziger Art! Ein Kursteilnehmer formuliert: Jetzt weiss ich, was das heisst, mit leeren Händen andere Menschen treffen, nur die eigene Ohnmacht fühlen und in diesen Begegnungen so beschenkt zu sein.

Samstag, 3. August 2013

Eine ganzheitliche Perspektive

Nach zwei Wochen Kursarbeit waren wir gut dran. Jeder unserer Teilnehmer hatte in einem der zwei Krankenhäuser Provincial Hospital und Heal Africa Hospital gut Fuss gefasst. Die Grundlage für gute Lernerfahrungen war gelegt.


Die Kursteilnehmer mit Dr Jo Lusi,
Gründer und Direktor von Heal Africa.
Wir sind glücklich in unserem Kursunternehmen Klinische Seelsorgeausbildung (CPT) auch vom grossen Organismus Heal Africa logistisch unterstützt zu werden. U.a. wurden wir auch auf der Webseite von Heal Africa erwähnt. - Hier muss unbedingt im Gegenzug die Arbeit von Heal Africa kurz gewürdigt werden!

Das Frauenspital für Rehabilitation nach sexuellem Missbrauch

Das Zentrum von Heal Africa
Ein Projekt von Heal Africa
Heal Africa ist ein Kompetenzzentrum, das Ausbildung für Krankenpflege und Aerzte anbietet. Es geniesst einen ausgezeichneten Ruf im Congo. Das Besondere dieser Organisation liegt darin, nicht nur Symptome und Verletzungen zu behandeln, sondern auch die Ursachen zu bekämpfen! Somit vertritt Heal Africa eine einzigartige Gesundheitspolitik. Sie gilt genauso dem iuristischen Kampf gegen sexuelle Gewalt gegen Frauen wie auch deren voller Rehabilitation im Umfeld ihrer Dorfgemeinschaft. Mittlerweile hat Heal Africa in mehr als 110 Dörfern einen ständigen Ausschuss errichtet, der die Dorfchefs in kulturellen Fragen, Konfliktmanagement und in der Unterstützung gefährdeter Menschen berät und unterstützt.

Inspiriert von dieser visionären Arbeit wird für uns Seelsorger auch vermehrt deutlich, dass Seelsorge in einem solchen Kontext sich nicht nur auf einzelne Situationen beschränken kann, sondern auch die Vision eines neu geordneten Lebens mittragen muss.