CPT – Kurs in Goma Herbst 2020
Der Kurs beginnt am 1.November 2020 mit einem Gottesdienst. Danach trifft sich die Kursgruppe zum ersten Mal in den Gebäuden von HEAL AFRICA. Hauptleiter sind Samuel Aluta, Joel Kuvuna und Bolingo (Kursleiter in Ausbildung) mit Sophonie Kasiki, verantwortlich für die Organisation.
Der Campus von Heal Africa befindet sich im Stadtteil Buhimba von Goma, Goma liegt in der Provinz Nord Kivu, ganz im Osten des Landes. Die grossen Anlagen des Campus sind bebaut mit Gemüse!
Die Zahl von 19 Teilnehmenden ist ganz erfreulich hoch! Es ist eine schöne Gemeinschaft von frohen, suchenden Menschen. Freude am Fussballspiel und kleine Ausflüge im Campus gehören zum Alltag. Im Laufe des Kurses realisieren wir auch, dass eine Teilnehmerzahl von 19 zu hoch ist, wir sind uns bewusst, dass das eine Ausnahme bleiben muss! Wir werden die Verantwortlichen von HEAL AFRICA darauf aufmerksam machen und darum bitten in Zukunft nicht mehr als 12 Teilnehmer auszuwählen.
Abends, nachts und morgens ist es jeweils recht frisch, was aber die gemeinsame Arbeit nicht einschränkt. Gewiss die schwierigen Dauerthemen des Congo sind allgegenwärtig: traumatisierte Menschen, Tötungen, Diebstahl, allgemeine Verunsicherung durch COVID 19 und der Aerger und die Not der Menschen, die monatelang im Spital gehalten werden, weil sie ihre Rechnungen nicht bezahlen können.! Immer wieder steht auch die Spannung zwischen den zahlreichen armen und den wenigen reichen Menschen vor Augen.
Die Teilnehmenden weisen uns auch immer wieder darauf hin, dass viele Verantwortliche der Kirchen durch Schadenserfahrungen verschiedenster Art blockiert sind. Die andauernde sozio-oekonomische Krise und die Armut sind grosse Belastungen.
In der zweiten Kurswoche begegnen wir grossem Enthusiasmus! Das ist nicht selbstverständlich, denn die Enge des Arbeitsraumes erlaubt uns nicht genügend Abstand zu behalten im Blick auf die Pandemiegefahr, ähnlich schwierig sind auch die Verkehrsverhältnisse zwischen Buhimba und Goma, Staus beherrschen die Strasse.
Die Arbeitsweise des CPT ist für alle eine grosse Entdeckung, gewiss haben alle schon diverse Kurse besucht, doch die Konfrontation mit sich selber ist Neuland. Hier das Zeugnis eines Teilnehmers: «Erst jetzt in der zweiten Woche komme ich langsam zurecht, ich fühlte mich zuerst wie ein verlorener Beobachter und war auch frustriert, denn wir wurden ins Spital geschickt ohne vorher Methoden kennen gelernt zu haben…»
In der zweiten Woche hören wir auch Predigten und besprechen diese. Es ist offensichtlich, die Gefühle beim Namen zu nennen, fällt schwer. Doch es gelingt Schritt für Schritt! Besonders beim ersten Bibliodrama kommt bewegte Freude auf.
In dieser zweiten Woche macht unsere Kursgruppe einen Besuch im Spital Bethesda und trifft dort eine Kollegin, die 2013 einen CPT-Kurs besucht hat. Ihren Bericht über ihre Erfahrungen in diesen Jahren stösst auf grosses Interesse und ist wertvoll für die weitere Entfaltung der Kursarbeit. Untenstehend ein Foto mit der erwähnten Teilnehmerin.
In der dritten Kurswoche steht eine Begegnung mit Dr.Jo Lusi, Gründer von HEAL AFRICA auf dem Programm. J.Lusi hat dieses Werk gegründet in der festen Überzeugung, dass der Mensch nicht nur von Fleisch und Blut ist, sondern ein wunderbares Wesen nach dem Bild Gottes geschaffen. Damit hat HEAL AFRICA ein holistische, eine ganzheitliche Sicht in der Begegnung mit Menschen, besonders mit kranken, Hilfe suchenden Menschen im Spital. Gleichzeitig bedeutet das für HEAL AFRICA dass es SpitalseelsorgerInnen sucht, die in ähnlicher Weise zu handeln bereit sind. Dr.Lusi unterstreicht, dass er dabei ist, sich in allen 26 Provinzen des Landes dafür einzusetzen, dass Spitalseelsorger angestellt werden.
In der dritten Woche geschieht für alle Teilnehmenden eine wichtige Klärung. Sie werden darauf aufmerksam, dass sich in Gruppengesprächen sehr oft die Minoritäten von Menschen aus andern Stämmen zurückziehen ohne dass die Mehrheit darauf aufmerksam wird. Das wird für alle zu einer wichtigen Entdeckung! Sie wollen diese wichtige Erkenntnis auch in die Arbeit der Gremien ihrer Kirchen mitnehmen!
In dieser dritten Woche wird auch der Begriff: «fruchtbare Begegnung» geformt. So arbeitet die ganz Gruppe intensiv an der Frage: wie geschieht eine fruchtbare Begegnung, in der Begleitete und Begleiter zusammen auf einem Suchweg unterwegs sind?
In diesem Zusammenhang ist die Gruppe auch von der Frage umgetrieben: Kann ich einen «Feind» begleiten. In diesem Lernprozess halten wir fest, dass es elementar ist für den Seelsorger, dass er sich seiner Verwundungen bewusst sein muss und diese erst abgelegt haben muss. Eine andere Frage bezieht sich auf die Länge einer Begleitung. Auch hier finden wichtige Klärungen statt.
Hier noch zwei Echo aus dieser Woche: «Ich habe festgestellt, dass ich ungeduldig bin, ja manchmal nehme ich mir kaum Zeit, um zuzuhören. Nun bin ich dank der Ausbildung einen Weg gegangen und fühle, dass ich auch geduldig sein kann und ohne Druck Zuhörender bin!» Ein anderes Echo betrifft die Arbeit an den Predigten: hier wird die Feststellung zentral, dass das Gestalten einer Predigt nicht unabhängig von den gleichzeitigen Gefühlen sein darf. Das Gebet ist hier eine wichtige Hilfe.
Es ist uns Verantwortlichen bewusst, dass dieser Kurs in einer speziellen Form gegeben wurde. Bedingt durch die äusseren Umstände dauerte der Kurs nur vier Wochen. Wir versuchten aber der allgemein gültigen Norm insofern gerecht zu werden als wir an jedem Tag dieser vier Wochen bis abends 21.30 h gearbeitet haben.
Es ist eine grosse Freude am Ende dieses Kurses, dass wir gleich von Kirchen in Butembo, Béni und Bunia Anfragen erhalten für die Durchführung von Kursen! Kasiki wird mit diesen drei Orten in Verbindung bleiben und gleichzeitig die Verbindung zur Leitung des CPT in Kinshasa gewährleisten!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen